Die Symbole, mit denen die Kelten ihre magischen Artefakte, ihre Waffen und in der Form von Tätowierungen sogar ihren Körper schmückten, haben eine ganz besondere Bedeutung. Oft spüren wir das deutlich, wenn wir diese Symbole betrachten. In diesem Beitrag erfährst Du, wie die wichtigsten keltischen Druiden-Symbole aussehen und wofür sie stehen.
Autor: Astrogaol | Datum der letzten Änderung: 13. September 2024
Bedeutung der Triquetra: Knoten der Dreimsamkeit
Die Triquetra (auch buchstabiert als Triqueta oder Triquetta) ist ein altes keltisches Schutzsymbol, dem man starke magische Wirkung zuschreibt. Es durfte nur von Druiden getragen und gemalt werden und ist deswegen auch als “Druidensymbol“bekannt!
Die drei ineinander verwobenen Kreisbögen der Triqueta bedueten Balance zwischen dem Körper, dem Geist und der Seele. Dazu gehören die Elemente Erde, Wasser und Luft. Manchmal sieht man die Triquetra mit einem zusätzlichen Ring in der Mitte ausgestattet. Seine Bedeutung ist, uns an den ewigen Kreislauf von Leben und Tod zu erinnern.
Das Tragen der Triquetra (z.B. als Halskette) soll den Träger behüten, die innere Ausgeglichenheit fördern und schlechte Schwingungen abwehren.
Awen bedeutet in der walisisch-keltischen Sprache so viel wie “himmlische Inspiration“. Das Awen-Symbol ist ein wichtiges Erkennungszeichen für Barden und Druiden und wird heute noch vom britischen “Orden der Barden, Ovaten und Druiden” als Emblem verwendet.
Das Symbol besteht aus drei Lichtstrahlen und drei Punkten darüber. Jedes der Elemente von Awen hat seine eigene Bedeutung: Die drei Punkte repräsentieren die Einheit von Körper, Geist und Seele. Die drei Strahlen stehen für himmlische Erleuchtung, die Harmonie der Gegensätze und die Dreifaltigkeit des Seins.
Wichtig bei Awen ist auch die Bedeutung der Symmetrie des Symbols: Sie soll uns an die Harmonie und den kosmischen Ausgleich erinnern – an das männliche und das weibliche, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Jing und Jang…
Bedeutung des Baum des Lebens und der Weltenesche
Die Kelten hatten eine ganz besondere Beziehung zu den Bäumen. Jeder Baum hatte eine eigene Bedeutung. Ihre Siedlungen errichteten die Kelten meist so, dass eine alte Eiche, Buche oder Linde in ihrer Mitte zu finden war. Somit standen Bäume im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt des Lebens der keltischen Stämme.
Im Symbol des Baum des Lebens vereinigt sich alles, was dabei eine Rolle spielt: der Stamm (!) verbindet die Wurzeln und die Baumkrone – und damit das Diesseits mit dem Jenseits, die irdische Welt mit der Anderswelt, den Himmel und die Erde, das Leben und den Tod. Der Baum des Lebens hat somit eine im wahrsten Sinne des Wortes allumfassende Bedeutung, die allem voran den ewigen Kreislauf des Lebens widerspiegelt.
Nicht nur bei den Kelten, sondern auch in der nordischen Mythologie stoßen wir auf dieses Zeichen. Dort finden wir den Baum des Lebens als Weltenesche Yggdrasil. Im germanischen Schöpfungs-Mythos ist sie ein Symbol für den gesamten Kosmos, in dem sich unser ganzes Leben abspielt, sowie das Leben-danach.
Bedeutung Blume des Lebens: Symbol für kosmische Schwingungen
Die Blume des Lebens ist ein mächtiges Ornament, das für die Schöpfung, die kosmische Ordnung und die Verbundenheit allen Lebens im Universum steht. Sie taucht immer wieder dort auf, wo sich die Kelten niedergelassen haben. Doch auch im Nahen Osten und in China stoßen wir darauf – frühe Darstellungen sind über 2.600 Jahre alt.
Als Schwingungs-Symbol soll die Blume des Lebens mit ihren 19 ineinander verwobenen Kreisen die kosmische Energie in Einklang bringen und ein schützendes Kraftfeld aufbauen. Nicht zuletzt deswegen ist sie ein beliebtes Schmuckstück – zum Beispiel als Halskette. Auch als Tätowierung ziert die Blume des Lebens den Körper vieler Menschen.
Die 7 inneren Kreise werden als Samen des Lebens bezeichnet – sie sind der Kern des Symbols, aus dem die Blume des Lebens erwächst.
Räucherschale ‘Blume des Lebens’ **energetisch versiegelt**
Diese hochwertige Räucherschale ist aus Speckstein hergestellt und wurde für langfristige Nutzbarkeit energetisch versiegelt.
Bedeutung des keltischen Knotens: Symbol der Unsterblichkeit
Auf den keltischen Knoten stoßen wir in der keltischen Kultur in ganz unterschiedlichen Varianten – zum Beispiel als geschlossener Kreis, als Kette oder Haarspange, oder auch in der Form eines Schmetterlings.
Grundsätzlich ist ein keltischer Knoten immer ein in sich geschlossener, unendlicher Knoten, der niemals gelöst werden soll. Er ist somit ein Symbol der Unsterblichkeit. Seine Bedeutung wird aber auch mit Schönheit und Edelmut in Verbindung gebracht.
Bei den Kelten war es Tradition, den keltischen Knoten in der Form eines Schmuckstücks von Generation zu Generation weiter zu vererben und ihn somit leibhaftig zu einem Symbol für unendliches Leben werden zu lassen.
Oft überschlagen sich unsere Gedanken, oder sie drehen sich zu lange im Kreis. Dann ist es Zeit für einen „spirituellen Neustart“. Dieses druidische Räucher-Ritual hilft dabei, den Geist von Ablenkungen zu befreien und die innere Balance wiederherzustellen. Hier erfährst Du wie das Ritual funktioniert und findest eine Videoanleitung.
Im hektischen Alltag einen klaren Kopf zu bewahren fällt uns häufig schwer. Tagein, tagaus beschäftigen uns die verschiedensten Dinge und Gedanken, so dass es manchmal nicht einfach ist, dabei den Überblick zu behalten. Wir fühlen uns innerlich aufgewühlt und es fällt uns schwer, sich auf das, was wichtig ist, zu fokussieren. Die Reizüberflutung in der heutigen Zeit ist eine große Herausforderung für die Einheit von Körper, Geist und Seele. Den Geist zwischendurch von der Flut an Gedanken zu befreien, kann dabei helfen, diese Einheit wieder zu erlangen. Das folgende Ritual dient der spirituellen Reinigung und dem Erlangen von mentaler Klarheit und Einklang.
Einstimmung und Vorbereitung auf das Ritual
Das Ritual zur spirituellen Reinigung ist ein Ich-Ritual, bei dem die Person, die es durchführt, im Mittelpunkt steht. Es kann an jedem Ort und zu jeder Zeit durchgeführt werden, unabhängig etwa von der Mondphase. Wichtig ist, dass man dabei alleine und ungestört ist, auch von Lärm und dem Handy. Während dem Ritual sollte man eine gemütliche Sitzposition einnehmen und sich später gegebenenfalls auch hinlegen können. Die Räucherung kann man auf einem Tisch oder Altar durchführen, oder einfach auf dem Boden.
ein passendes Räucherwerk (wir empfehlen Lindenblätter oder die Spezial-Räuchermischung für spirituelle Reinigung)
eine Rune in Buchenholz gebrannt, alternativ auf Papier (es kann eine Futhark oder Ogham-Rune sein, mit der Du Dich verbunden fühlst oder die speziell für Dich ausgewählt wurde)
Das Ritualset spirituelle Reinigung enthält alles, was Du für das Ritual brauchst. Es wird mit einem Onyx mit sehr hoher Kapazität geliefert, sowie mit hochwertigen Misteln von der Kraftort-Eiche. Dazu erhältst Du eine Räuchermischung, die speziell für dieses Ritual zusammengestellt wurde (nur im Set erhältlich). Der Druidenmeister wählt für Dich auch eine Rune für das Ritual aus, die wir Dir in Form eines Buchenbuchstabens zukommen lassen. Das Set beinhaltet zudem eine Räucherschale, sowie ein Stück energetisch-reine, selbstzündende Räucherkohle. Falls Du stattdessen herkömmliche Holzkohle verwendest, benötigst Du zusätzlich einen Taschen-Schweißbrenner, um die Kohle zum Glühen zu bringen.
Anleitung Ritual zur spirituellen Reinigung – mit Video!
Du solltest das Ritual am besten einige Tage im Vorhinein planen, so dass Du dann zum gewählten Zeitpunkt die nötige Zeit und Ruhe findest, in Dich zu gehen. Den Onyx bzw. Energiespeicher solltest Du währenddessen bereits bei Dir tragen, so dass Du eine stärkere Verbindung dazu aufbaust.
Das Ritual beginnt damit, dass Du die Räucherkohle im Räuchergefäß entzündest. Die Rune sollte dabei zwischen Dir und dem Gefäß liegen und dabei so positioniert sein, dass sie zu Dir hin zeigt. Der Onyx sollte zwischen der Rune und der Räucherschale liegen. Die Eichenmisteln und das andere Räucherwerk sollten in Griffweite sein:
Nimm eine gemütliche Sitzposition vor der Räucherschale ein wiederhole das Eichen-Mantra drei Mal laut oder mental:
Duir zeigt mir die Eichenweisen
Danach führe folgende Schritte durch:
1. Streue die Räuchermischung auf die Kohle
2. Nimm den Onyx und schwenke ihn zur Segnung über dem Rauch
3. Lege den Onyx zurück auf die Rune
4. Streue die Eichenmisteln auf die Räucherung
5. Nimm erneut den Onyx, halte ihn über den Mistel-Rauch und sprich dabei: Duir agus Phagos
6. Lege den Onyx wieder zurück auf die Rune
Nun beginnt der Prozess der spirituellen Reinigung. Nimm wieder eine gemütliche Position ein und konzentriere Dich auf Deine Atmung. Du solltest spüren können, wie Deine Gedanken immer mehr zur Ruhe kommen. Mit jedem Atemzug sammelst Du neue spirituelle Kräfte auf und lässt von dem gehen, was Dich bedrückt. Der Onyx sammelt die negativen Schwingungen auf und die Räuchermischung und die Eichenmisteln setzen vitale Energien frei. Das erlaubt Deinem Geist, Klarheit und Einklang zu erreichen.
Nimm Dir so viel Zeit wie Du brauchst, bis sich die innere Ruhe vollkommen ausgebreitet hat. Sprich danach dreimal oder öfter das Buchenmantra:
Buchengeist gibt mir die Klarheit von Phagos
Drehe die Rune danach um 180°, so dass sie zur Räucherschale hinzeigt und lege den Onyx in die Räucherschale.
Zumindest solange die Räuchermischung brennt oder raucht, solltest Du in Meditation verweilen. Diese Phase des Rituals kann als Moment des Neubeginns oder der Klarheit empfunden werden. Du spürst vielleicht auch, wie sich in Deinem Geist ganz neue Gedanken und Ideen ausbreiten. Du solltest dieser Erfahrung ganz offen gegenübertreten. Lass Deine Gedanken schweifen, sofern Dein Geist es möchte. Es kann angenehm sein, sich hinzulegen und mit verschlossenen Augen die äußeren Reize auszublenden. Weil es sich um ein durchaus intensives Ritual handelt, ist es auch nichts Ungewöhnliches, wenn sich der Körper danach nach Schlaf sehnt.
Videoanleitung zum Ritual
Dieses Video zeigt Dir, wie die Schritte 1 bis 6 vom Ritual zur spirituellen Reinigung funktionieren:
Nach dem Ritual: Ein spiritueller Neubeginn
Wenn sich der Geist danach auf eine Weise frei und unbeschwert fühlt, dann war das Ritual erfolgreich. Die Tage darauf werden häufig als eine Zeit der Klarheit und des Neubeginns empfunden. Man sollte nach Möglichkeit in die Natur gehen die persönlichen Kraftorte besuchen.
Den Onyx sollte man nach dem Ritual am besten einem energetisch-versiegeltem Behälter aufbewahren oder am Kraftort den Elementen übergeben (dem Wasser oder der Erde), was sich auch gut mit einem Ausflug in die Natur verbinden lässt.
Die Rune symbolisiert weiterhin die spirituelle Klarheit, die im Ritual erlangt wurde und kann als ein Talisman betrachtet werden. Man kann sie im Alltag bei sich tragen oder an einem besonderen Ort aufheben, je nachdem, wie es sich richtig anfühlt.
Das Ritual zur spirituellen Reinigung soll dabei helfen, Hektik, Stress und Reizüberflutung entgegen zu wirken. Wenn sich nach einiger Zeit wieder innere Unruhe einstellt, kann man das Ritual wiederholen.
Dieser Bericht von Peter Gruber ist zuerst bei The Epoch Times erschienen und wird hier im Almanach archiviert. Er handelt von einem Ritual am Keltus-Kraftort und einem Treffen mit dem Druidenmeister Esus.
Moderne Druiden behaupten, das verborgene Wissen der Natur entschlüsselt zu haben.
Den meisten Menschen sind Druiden aus den Asterix Comics bekannt. Dort schneiden sie mit goldenen Sicheln Mistelzweige aus den Ästen alter Eichen, um damit mysteriöse Zaubertränke zu brauen. Die keltische Mythologie überliefert gar Legenden, in denen Druidenmeister mächtige Zaubersprüche aussprechen, die feindliche Heere paralysieren, oder in denen sie mit ihren Druidenstäben gefallene Krieger wieder zum Leben erwecken. Doch was ist dran an diesen Geschichten? Verfügten die Naturweisen der Kelten tatsächlich über geheimes Wissen? Und gibt es auch heute noch Druidenmeister, die Zugang dazu haben? Unser Gastautor Peter Gruber hat sich auf die Suche gemacht und berichtet hier von seinen Erlebnissen.
In der Nacht der Wintersonnenwende entschließe ich mich dazu, dem Mythos auf die Spur zu gehen. Eine kleine druidische Gruppe, die entlang der Ostalpen aktiv ist, hat mich nach kurzer Korrespondenz dazu eingeladen sie anlässlich des Jul-Fests (so nannten die Kelten kürzesten Tag des Jahres) an einen keltischen Kraftort zu begleiten und dort einem druidischen Ritual beizuwohnen. Dabei soll ich auch den Druidenmeister Esus kennenlernen und die Gelegenheit haben, mit ihm über meine Fragen zu sprechen.
Was ist dran am keltischen Baumhoroskop?
Meine Reise in die Welt der Druiden beginnt in einer Nordsteirischen Kleinstadt. Dort treffe ich zuerst Manuel von Keltus, der aus Wien angereist ist. Manuel ist sozusagen Teilzeit-Druide. Hauptberuflich hat der gelernte Betriebselektriker mit Schaltkästen und Kabelsträngen zu tun, doch seine Leidenschaft gilt der Natur und dem Druidentum.
„Ich war früher sehr auf mein Berufsleben fokussiert. Da habe ich den ganzen Tag elektronische Messungen durchgeführt. Doch mein Bauchgefühl hat mich schon lange zu den Energien hingezogen, die man nicht so einfach messen kann. Ich habe also begonnen, in meiner Freizeit darüber zu lesen und so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Dann habe ich – man könnte sagen durch Zufall – einen Druidenmeister kennengelernt. Obwohl ich heute nicht mehr glaube, dass es Zufälle gibt“, lächelt der zwei Meter große Mann mit dem Wikingerbart.
Manuel ist überzeugt vom alten Wissen der Druiden sowie von der Bedeutung des keltischen Baumhoroskops. Er erzählt mir viel über den druidischen Jahreskreis und die einzelnen Baumzeichen. Wie ich lerne, ist mein Lebensbaum die Ulme. Man sagt, Ulmen-Menschen seien neugierig, anspruchsvoll und frech. Das stimmt in meinem Fall. Das Jul-Fest, erklärt mir Manuel, ist zusammen mit Ostara, Litha und Mabon das größte Sonnenfest der Kelten. Sie finden an den Tagen der Winter- und Sommersonnwende statt, sowie zur Tagundnachtgleiche. Die Druiden glauben, dass an diesen Tagen spezielle Energien fließen, weil die Erde in einem besonderen Verhältnis zur Sonne steht. Auch in alten Steinkreisen, die mehrere tausend Jahre alt sind, wie Stonehenge oder dem Boitiner Steintanz in Mecklenburg-Vorpommern, nimmt die Sonne zu Jul, Ostara, Litha und Mabon eine besondere Position ein. Das legt nahe, dass auch die alten Druiden an diesen Tagen dort Rituale durchgeführt haben. Das Besondere am heurigen Jul-Ritual ist, so erklärt mir Manuel, dass es mit dem aufgehenden Vollmond zusammenfällt.
„Bei Vollmond fließen immer ganz intensive Energien, deswegen nutzen wir Vollmondnächte gerne für unsere Rituale und zum Aufladen unserer Stäbe und Amulette. Dass Jul heuer mit dem aufgehenden Vollmond zusammenfällt ist schon etwas ganz Besonderes! Erst in 19 Jahren werden wir wieder so eine Konstellation erleben. Wir sind also schon ein bisschen aufgeregt“, erzählt mir der Druide.
Zwei Freunde aus seinem Druidenkreis, Sabrina und Astrogaol, werden mit uns gemeinsam für das Ritual zum Kraftort wandern. Wie Manuel sind sie Menschen in normalen Berufen, die sich in ihrer Freizeit dem Druidentum widmen. „Für die Tage rund um Jul habe ich mir frei genommen, dafür arbeite ich dann zu Weihnachten“, erzählt Sabrina, die in einem Pflegeberuf tätig ist. Schon vor sieben Jahren hat sie begonnen, sich intensiv mit Wicca-Techniken auseinanderzusetzen. Dann fand sie durch ihr Interesse für Zauberstäbe zum Druidentum. Manuel hat sie bei einer Expedition zu einem keltischen Baumkreis kennengelernt. Astrogaol ist Programmierer. „In meinem Beruf dreht sich alles um Einsen und Nullen“, erzählt er, „doch wenn ich ein Mondritual mache, spüre ich, dass es da auch etwas dazwischen gibt. Etwas essenzielles, das der normalen Logik entrinnt“. Seit seiner Jugend sucht Astrogaol den Ausgleich zum IT-Job in der Natur und im Wald. Seit zehn Jahren ist er eng in druidische Gruppen involviert und seit fünf Jahren trägt er seinen Druidennamen, der so viel bedeutet wie „Hüter der Sterne“.
Beim Jul-Ritual soll ich auch den Druidenmeister Esus kennenlernen, der, so versichert mir Manuel, das ganze Jahr über in den Wäldern der Alpen lebt und dort die Energie der Bäume erforscht. Esus, das war der keltische Gott der Wandernden, aber auch ein legendärer Druidenmeister der Alpenregion, der zum Venustransit am 6. Juni 1761 am Fischbacher Teufelstein 21 magische Druidenstäbe erschaffen haben soll, über die man sich an den Stammtischen alter Gasthäuser immer noch Geschichten erzählt. Der Legende nach hat Esus damit Bauernkinder beschenkt, um deren Abenteuer mit den Stäben sich heute noch zahllose Sagen ranken. Esus II, der das Ritual heute leiten wird, hat seinen Druidennamen dieser Legende zu Ehren gewählt. Gemeinsam mit Manuel und dem Team von Keltus hat er das Ziel, dem alten Wissen der Kelten dem Mythos der Druidenstäbe neues Leben einzuhauchen. Auch heute Nacht sollen im Schein des Vollmonds 21 Stäbe rituell energetisiert werden.
Die Druiden und ihre Stäbe
Manuel, Sabrina und Astrogaol tragen einen energetisierten Druidenstab bei sich, den sie an den Kraftort mitnehmen werden. Jeder der drei Stäbe scheint einen eigenen Charakter zu besitzen. Manuel trägt einen hellen Pappel-Stab, an dessen Ende ein mächtiger Bergkristall eingefasst ist. Der Stab ist sehr lang und ragt gemeinsam mit dem Kristall weit über den Kopf des Druiden. Trotz der überlebensgroßen Dimensionen scheint er ein freundliches Wesen auszustrahlen. Sabrina trägt einen kürzeren, stark gewundenen Eschen-Stab. Drei kleine grüne Steine zieren ihn entlang des Griffs. Smaragd, Jade und grüner Obsidian, wie mir Sabrina versichert. „Über die Energie der unterschiedlichen Bäume konnten wir in den letzten Jahren irrsinnig viel herausfinden. Die Kraft der Kristalle ist sowieso schon ganz gut erforscht. Was die Kombination von beidem betrifft steht uns aber noch unglaublich viel Arbeit bevor! Jede Kombination aus Holz und Stein hat andere Eigenschaften und eignet sich für bestimmte Rituale und Zauber eben besser oder schlechter. Gleich drei Steine in einen Eschen-Stab einzufassen war schon ein gewagtes Experiment. Tatsächlich habe ich lange gebraucht, um richtig mit der Energie des Stabes zu verwachsen. Sowohl die Esche als auch der Jade-Kristall haben eine starke Verbindung zur Anderswelt. Ich musste erst lernen, damit umzugehen. Ehrlich gesagt war ich nach 7 Jahren als Hexe immer noch etwas scheu, was die Kontaktaufnahme betrifft. Aber jetzt bin ich sehr glücklich mit meiner Wahl. Ich weiß, dass ich nichts zu fürchten habe“, erzählt sie.
Die Esche, so erklärt mir Sabrina, galt den Kelten als Zauberbaum, weswegen sie schon von den alten Druiden zur Herstellung von Zauberstäben verwendet wurde. Auf mich scheint der Stab eine faszinierende, aber gespenstische Ausstrahlung zu haben. Der Blick der jungen Frau versichert mir jedoch, dass auch ich nichts zu befürchten habe.
Astrogaols Stab ist lang, kräftig und besonders dunkel. Am oberen Ende ranken sich schwarze Wurzeln. In den sehnigen Händen des mittelgroßen Mannes wirkt er besonders mächtig. „Mein Stab kommt vom Olivenbaum“, erzählt mir Astrogaol. „Wie wir wissen hat dieses Holz extrem viel Energie. Deswegen habe ich mich bewusst dagegen entschieden, einen Kraftstein einzufassen. Das Resultat wäre wahrscheinlich zu überwältigend. So bin ich relativ schnell mit meinem Stab verschmolzen, auch wenn es nicht ganz leicht war, die Energie zu bändigen.“
Das Abenteuer beginnt
Schließlich ist es an der Zeit, in Richtung Kraftort aufzubrechen. Die Sonne steht zwar noch hoch am Himmel, aber heute ist der kürzeste Tag des Jahres und wir wollen ihn vor Sonnenuntergang erreichen. Zuerst fahren wir in Astrogaols Allrad-Wagen in Richtung Gebirge. Entlang eines klaren Alpenflusses steuern wir auf schneebedecke Berggipfel zu. Wir überqueren eine kleine Brücke und graben uns danach über einen Schotterweg langsam einen steilen Hang hinauf. Danach geht es wieder bergab. Die enge Straße schlingt sich durch einen dichten Nadelwald, hier wirkt es jetzt schon nahezu dunkel. Schließlich wird der Wald etwas lichter und es sind auch vermehrt Laubbäume zu sehen. Entlang eines besonders engen Weges passieren wir eine Quelle, neben der eine kleine Marienstatue steht. Das letzte Zeichen von Zivilisation. Danach passieren wir mehrere kleine Bäche, die sich entlang einer Felswand zeihen. Der Weg wird immer enger und schlammiger. Schließlich kommt der Wagen zum Stehen, denn die Straße ist zu Ende.
Von hier erwarten uns noch etwa zwei Stunden Fußmarsch zum Ort des Rituals. Unsere Handys lassen wir im Auto. Auch meine Kamera und das Tonbandgerät, selbst die Armbanduhr muss ich hierlassen. Denn elektronische Geräte sind in der Nähe des Kraftorts streng untersagt. Der Druidenmeister will in dieser besonderen Nacht jede Störung der natürlichen Energie-Flüsse vermeiden, erklärt mir Manuel.
Stattdessen werde ich mit einer Öl-Laterne und zwei Methörnern ausgestattet, befüllt mit heißem Kräutertee und Honigwein. Die Druiden tragen lange Mäntel aus einem dunklen, grobfasrigen Stoff. In Erwartung einer besonders langen Nacht bei winterlichen Temperaturen habe ich mich für Thermokleidung entschieden, die mich auch bei Minusgraden warmhalten sollte. Es ist noch nicht einmal 15 Uhr, doch alles um uns herum wirft bereits lange Schatten. Manuel entzündet eine Fackel, von deren Licht geführt wir das Zwielicht des Waldes betreten und unsere Wanderung beginnt. Über moosige Wurzelmeere folge ich den Druiden durch einen wilden Wald, immer wieder müssen wir über umgefallene Bäume klettern, um weiter zu kommen. Hin und wieder passieren wir Lichtungen, an denen die Strahlen der sanften Wintersonne durch die kahlen Kronen der Laubbäume brechen. Zusammen mit dem Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen ferner Quellen handelt es sich um einen anspruchsvollen, jedoch bezaubernden Spaziergang durch das magische Ambiente eines Winter-Waldes. Wildtiere bekomme ich zwar keine zu sehen, aber Manuel weist mich immer wieder auf die Spuren von Windschweinen, Rehen und Füchsen hin.
„Die Tiere spüren die Energie von Astrogaols Stab. Ein Stab vom Olivenbaum ist so intensiv, dass sie lieber auf Distanz bleiben. Andere Hölzer, beispielweise die Weide, ziehen gutgesinnte Tiere an. Das wollen wir in den Ritualnächten lieber verhindern, um ungestört zu bleiben“, erklärt Manuel.
Ankunft an einem magischen Ort
Die Sonne ist schon fast verschwunden, nur noch vereinzelt blinzelt sie durch die Wipfel der Bäume. Doch wir steuern direkt auf sie zu, immer wieder halte ich mir die Hand vor die Augen, um nicht geblendet zu werden. Wir kommen zu einem Wegabschnitt, der über einen felsigen Pfad steil bergauf führt. Ich vernehme das Rauschen eines Wasserfalls, das immer intensiver wird. Schließlich gelangen wir zu einer Wiese auf einem Höhenplateau, auf der mehrere Felsen verteilt liegen und an deren Ende drei gewaltige Steine aufeinandergestapelt sind. Rechts davon verschwindet die Sonne gerade hinter dem Horizont.
„Wir sind da“, sagt Manuel, „genau 16 Uhr. Zu Mittag steht die Sonne von diesem Blickwinkel aus gesehen am 21. Dezember genau über dem Steinhaufen“, erklärt er mir.
Mit dem letzten Tageslicht versuche ich, diesen beeindruckenden Ort in seiner Gesamtheit zu erfassen. Direkt gegenüber dem Steinhaufen zieht sich eine gewaltige Felswand nach oben, aus der der Wasserfall entspringt, den ich schon zuvor gehört hatte. Dazwischen liegt eine Wiese von rund 80 Metern, die links und rechts von Wald gesäumt wird. Auf der Wiese liegen fünf große Felsen in einem Kreis. Zwischen ihnen ist Holz aufgehäuft, das die Steine miteinander verbindet. Hinter jedem Stein steckt ein Stab in der Erde, ähnlich der Stäbe, die meine Begleiter bei sich tragen. „Das sind Druidenstäbe von der Linde, Eberesche, Buche und Pappel, sowie vom Zürgelbaum. Wir konnten in unseren Experimenten feststellen, dass diese Hölzer einen ganz starken Einfluss auf das Wetter haben. Deswegen stecken wir in besonderen Nächten unsere Ritualfläche damit ab. Das Wetter hat zwar keinen Einfluss auf den Energiefluss, aber für uns ist es angenehmer, wenn es trocken bleibt. Außerdem brauchen wir für bestimmte Zauber das Element des Feuers,“ erklärt Manuel. „Das Resultat spricht für sich. Wir sind heuer bei keinem einzigen Sonnen- oder Mondfest vom Regen überrascht worden“. Auch heute sind keine Wolken zu sehen.
Ein Kind des Waldes spricht
Langsam legt sich Dunkelheit über den Kraftplatz. Manuel, Sabrina und Astrogaol entzünden Fackeln rund um den Wasserfall und den Steinkreis. „Eine Ulme,“ höre ich plötzlich eine neue Stimme hinter mir sagen. Ich drehe mich um und vor mir steht ein kleiner Mann mit weißem Haar, der einen geschwungenen, braunen Stab bei sich trägt, welcher noch älter aussieht, als er selbst. „Die Blüte der Kirsche, sie vermag zu lügen, doch im Blatt der Ulme steht immer die Wahrheit geschrieben“, fährt er fort. Verwirrt und überwältigt überlege ich, was ich sagen soll. Wie spricht man einen Druidenmeister überhaupt richtig an? ‚Bist Du..? Sind Sie…?‘
„Nenn mich einfach Esus, oder was auch immer deinem Bauchgefühl gefällt“, sagt der alte Mann. „Ich heiße dich herzlich willkommen an diesem Ort, an dem die Elemente zusammentreffen. Wie du sicher schon gehört hast, bereiten wir uns auf eine besonders magische Nacht vor.“
Mir schweben so viele Fragen durch meinen Kopf, dass ich nicht einmal weiß, wo ich anfangen soll. Wo wohnt der alte Mann und wie konnte er sich so leichtfüßig an mich heranschleichen? Wie hat er diesen Ort gefunden? Wovon lebt er und was hat es mit seinem Stab auf sich? Hat er eine Sozialversicherungsnummer? Und was erwartet mich heute in diesem Ritual?
„Alles zu seiner Zeit,“ scheint er meine Gedanken gelesen zu haben. „Die Natur ist genügsam, und so sollen wir es auch sein. Ich bin ein Kind dieser Wälder und interessiere mich nicht besonders dafür, was sich außerhalb von ihnen abspielt. Alles was es wert ist zu wissen, findet sich hier. Doch ich bin froh über die Besuche von Manuel, Sabrina und Astrogaol. Schließlich lebt unser Handwerk davon, dass es über Generationen weitergegeben wird,“ erklärt mir Esus in einer sanften, ausdrucksstarken Stimme. „Bitte entschuldige mich nun. Ich muss noch ein paar Vorbereitungen für unsere Rituale treffen,“ fährt er fort. Danach verschwindet der Druidenmeister im Dunkel des Waldes, ganz ohne Fackel oder Laterne. Nach wenigen Minuten kommt er mit einem zweiten Stab wieder, den er an die Seite des Steinkreises legt. So läuft er immer vor und zurück in den Wald, in alle Himmelsrichtungen, und bringt stets weitere Stäbe mit sich. Manche davon sind mit Steinen und Kristallen ausgestattet, so wie die Stäbe von Manuel und Sabrina.
„Wir werden heute Nacht insgesamt 21 neue Druidenstäbe energetisieren,“ erklärt mir Manuel. „Druidenmeister Esus hat sie in diesen Wäldern für ihre zukünftigen Träger ausgewählt. Wir achten darauf, dass das Holz des Stabes mit dem Baumkreiszeichen und den Talenten der Anwender harmoniert. Dabei handelt es sich um druidisch interessierte Menschen, die häufig auch selbst energetisch arbeiten, beispielsweise im Bereich der Aura-Forschung und Kinästhetik. Aufbauend auf unserer eigenen Forschung und dem Wissen von Esus stellen wir Druidenstäbe her, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Sie wissen, dass das Ritual heute Nacht stattfindet und manche davon machen ihr eigenes Ritual. Wir hören immer wieder, dass die zukünftigen Träger die Verbindung zu ihrem Stab dabei schon sehr deutlich wahrnehmen.“
Opfergaben an die Elemente
Sobald die ersten Sterne am Nachhimmel funkeln, beginnt der Ritualzyklus. Sabrina erklärt mir vorab, welcher Ablauf geplant ist: „Wir werden heute eine ganze Reihe unterschiedlicher Rituale durchführen, um die längste Nacht des Jahres so gut wie möglich zu nutzen. Wir beginnen mit einem Elementarritual, bei dem wir die Naturgeister aller vier Wurzelkräfte beschwören, so dass uns ihre Aufmerksamkeit gewiss ist. Dazu werden wir getrockneten Reisig anzünden und vom Wind ins Wasser der Quelle tragen lassen, wo er erlischt. Während der Dampf und der Rauch aufsteigen, sprechen wir gemeinsam einen Beschwörungszauber. Danach folgt ein Opferritual, in dem wir uns bei den Waldgeistern für das Geschenk der Natur und des Lebens bedanken. Symbolisch werden wir dabei ein kleines persönliches Objekt dem Feuer übergeben. Ich habe dafür ein getrocknetes Eschenblatt mitgebracht. Danach wird Esus einen Danksegen sprechen. Direkt im Anschluss werden wir unsere persönlichen Druidenstäbe mit frischer Energie aufladen. Dafür haben wir ein gemeinsames Ritual entwickelt, das jeweils etwa eine viertel Stunde in Anspruch nimmt. Der Stab, der gerade aufgeladen wird, wird dabei in der Mitte des Steinkreises stehen. Danach genehmigen wir uns eine kleine Pause und einen Imbiss“.
Sabrina bittet mich auf einem Wurzelstock am Waldrand Platz zu nehmen und das Geschehen von dort aus zu beobachten. Mit einer Kiefern-Fackel entzündet der Druidenmeister Esus das Holz auf vier Seiten des Steinkreises, so dass er nur noch auf der Seite betreten werden kann, die in Richtung des Wasserfalls zeigt. In Mitten des Kreises reichen sich die vier Druiden die Hände und sprechen einen keltischen Spruch. Danach schreiten sie vom Steinkreis in Richtung Quelle. Ich beobachte, wie glühende Reisig-Funken vom Wind an den Fuß des Wasserfalls getragen werden. Als sie auf das Wasser treffen, scheint auch das Feuer rund um den Steinkreis kurz besonders stark aufzulodern. Ich frage mich, ob das die Naturgeister sind, die sich zu erkennen geben, und nehme einen Schluck aus meinem Methorn.
Gespannt verfolge ich den Ablauf des Opferrituals und der energetischen Ladung der Stäbe. Als sich der erste Teil des Ritualzyklus dem Ende nähert, lodern die Flammen des Feuers nur noch niedrig. Es ist wohl schon fast Mitternacht. Die Druiden rufen mich für eine gemeinsame Pause zu ihnen. Neben Met und Kräutertee gibt es Eichelbrot, das der Druidenmeister eigens für diese Nacht zubereitet hat. Die Glut des Feuers spendet willkommene Wärme. „Jetzt geht es dann erst richtig los,“ verrät mir Astrogaol. „Zuerst werden wir einen kleinen Wetterzauber machen, nur um sicher zu gehen, dass es trocken bleibt. Danach kommt ein längeres Schutzritual, bei dem wir die Elementarwesen darum bitten, uns in den Winternächten vor Unheil zu bewahren. Dabei wollen wir ein deutliches Energiefeld erzeugen. Im Schutz dieses Feldes beginnt schließlich die Energetisierung der neuen Druidenstäbe“.
Ein Geschenk des Waldes
Das Feuer wird neu entfacht und die Druiden schreiten zur Tat. Für das Wetterritual tauschen sie ihre eigenen Stäbe gegen jene, die rund um den Steinkreis in der Erde stecken. Beim Schutzritual stehen sie wieder alle innerhalb des Kreises und murmeln keltische Sprüche. Mir scheint, als würde das Feuer mit jedem Wort höher lodern und sich auch die Luft auf meinem Zuschauerplatz deutlich erwärmen. Es wundert mich, dass die Druiden nicht schweißgebadet sind. Schließlich verlassen sie den Kreis, einer nach dem anderen, nur der Druidenmeister bleibt inmitten der Öffnung stehen. „Es ist bereit“, spricht er, und Astrogaol reicht ihm den ersten der Stäbe, die der alte Mann zuvor aus dem Wald geholt hatte. Esus steckt den Stab in Mitten des Feuerkreises und spricht: „Kiefer, Baum des Feuers, öffne dich“.
Danach schreitet Esus mit seinem eigenen Druidenstab mehrmals um den Kiefernstab und murmelt dabei keltische Verse. Die anderen drei Druiden stehen um den Steinkreis verteilt, halten ihre Stäbe gegen den Himmel und surren im Akkord einen tiefen Ton. Immer wieder hebt und senkt sich das Feuer, während die Druiden ihr Ritual vollziehen. Die energetisierten Stäbe werden rund um den Steinkreis in die Erde gesteckt und nicht mehr hingelegt. Das ermöglicht einen besseren Fluss der Energie, wie mir Manuel später erklären wird. In den folgenden Stunden wiederholt sich dieses Spiel etwa zwanzig Mal, jedes Mal mit einem anderen Stab. Mittlerweile ist auch der Vollmond über den Wipfeln der Bäume zu sehen. Während einer Pause, in der die Druiden neues Brennholz nachlegen, weist Manuel mich auf einen hellen Stern hin, der genau gegenüber dem Mond zu stehen scheint. „Die Venus spiegelt sich heute mit dem Mond. Ein weiteres Himmelsereignis, das diese Nacht so besonders macht“, erklärt er mir.
Schließlich bricht die Dämmerung an. Die Sonne ist zwar noch nicht aufgegangen, aber sie sendet schon ihre ersten Strahlen durch die Atmosphäre. Mir scheint, dass sich eine magische Ritualnacht ihrem Ende zuneigt. Doch Esus schreitet noch einmal in die Mitte des Feuerkreises. „Nun ist es Zeit für den Stab der Ulme“, spricht er. Astrogaol reicht ihm den letzten der noch nicht energetisierten Stäbe, und das Ritual wiederholt sich. Diesmal steckt Esus den Stab zum Abschluss allerdings nicht in den Boden. Er schreitet direkt auf mich zu und legt ihn in meine Hände. Für einen kurzen Moment bin ich vollkommen überwältigt. Wieder fehlen mir die Worte im Angesicht des Druidenmeisters, doch als ich das pulsierende Ulmenholz berühre, senkt sich mein Herzschlag spürbar. „Dieser Stab wird dir stets ein kraftvoller Begleiter sein, dich vor Unheil bewahren und dir dabei helfen, deinem wahren Wesen Ausdruck zu verleihen“, spricht Esus zu mir. Danach dreht er sich um und verschwindet wortlos zurück in den Wald.
Mit diesem Geschenk hätte ich nicht gerechnet, doch bin ich dafür sehr dankbar. Nach einer langen, rastlosen Nacht begeben wir uns auf die Wanderung zurück in die Zivilisation. Doch ich fühle mich leichtfüßig und genieße den Morgenspaziergang durch diesen wunderschönen, bezaubernden Wald. Manuel und Astrogaol werden in den nächsten Tagen immer wieder hierher zurückkehren, um die frisch energetisierten Stäbe nach und nach abzuholen. Meinen Ulmenstab nehme ich natürlich selbst mit. Auch wenn ich jetzt mehr Fragen habe als zuvor, war es mir eine große Freude, an dieser Ritualnacht teilhaben zu dürfen und ich bin schon gespannt darauf, welche Abenteuer mich mit meinem Druidenstab erwarten.
Am 21. Dezember ist Jul! An diesem Tag möchten wir Dich anlässlich der Wintersonnenwende und des Saturn-Jupiter-Planetentanzes wieder zu einem großen Gruppenritual einladen ?
Das Julfest – die Wintersonnenwende und der Tag der Buche – ist ein ganz besonderer Zeitpunkt im Jahreskreis. Heuer fällt es wieder auf den 21. Dezember. Nach Ostara, Litha und Mabon laden wir an diesem Tag zum vierten Mal dazu ein, Dich im Zuge eines gemeinsamen Rituals mit unserem druidischen Kraftort zu verbinden!
Der meteorologische Zeitpunkt der Sonnenwende ist dieses Jahr schon um 11.02 Uhr vormittags. Das Gemeinschaftsritual wird dennoch am Abend stattfinden, weil sich da die Planeten Saturn und Jupiter am allernächsten kommen. Der Höhepunkt wird um 19:21 Uhr sein.
Im Folgenden erfährst Du alles über den Ablauf des Rituals und wie Du Dich richtig darauf vorbereitest.
Vorbereitung für das Jul-Ritual
Bitte such Dir für das Gruppenritual einen ruhigen Ort, an dem Du Dich ungestört auf das Erlebnis einlassen kannst. Es muss nicht unbedingt unter freiem Himmel oder an einem besonderen Kraftort stattfinden. Weil der gemeinsame Schutzzauber insbesondere auf die Umgebung wirken soll, ist das eigene Zuhause eine sehr gute Wahl. In den meisten Gegenden Europas sind Jupiter und Saturn bei ihrem Zusammentreffen bereits hinter dem Horizont verschwunden. Falls Du das Schauspiel am Himmel beobachten möchtest, bietet der späte Nachmittag vom 21.12. eine gute Gelegenheit dafür. Direkter Sichtkontakt während dem Ritual ist nicht möglich und auch nicht notwendig.
Als Energieträger benötigst Du ein Symbol für die beiden Planeten Saturn und Jupiter. Dafür können Kraftsteine dienen, oder auch ein Blatt Papier mit entsprechenden Symbolen. Wir empfehlen, einen der folgenden drei Energieträger zu wählen:
Falls Du einen Druidenstab hast, bitten wir Dich, ihn während dem gesamten Ritual in Deiner Nähe zu haben!
Hinweis für Menschen mit Lungenbeschwerden:
Wenn Du empfindlich auf Rauch reagierst, dann ist Räuchern natürlich keine so gute Idee. Wir empfehlen, stattdessen einen geeigneten energetischen Spray zu verwenden, weil dieser keine Rauchentwicklung verursacht und schonend für die Lunge ist.
Beginn: 19 Uhr (vorbereitende Meditation ab ca. 18:30 Uhr empfohlen!)
Wir bitten alle Teilnehmer, am 21. Dezember gegen 19 Uhr mit der Räucherung zu beginnen. Die Energieträger – egal ob auf Papier oder in der Form eines Kraftsteins – sollen sich dabei in der Räucherschale befinden und gemeinsam mit dem Räucherwerk verbrannt werden.
Sobald die Räuchermischung ihre Wirkung entfaltet, bitten wir Dich für einen Moment vor der Räucherschale zu verweilen, und zwar in einer möglichst gemütlichen Position. Ab diesem Augenblick beginnen unsere Energien, gemeinsame Synergien zu formen. Du kannst vielleicht schon spüren, wie sich das Energiefeld aufbaut. Jupiter und Saturn nähern sich dabei am Himmel immer schneller an und dabei öffnen sich mächtige Kanäle. Deine Atmung und Dein Puls werden unter Umständen dennoch sehr ruhig werden. Es ist möglich, dass Dir in dieser Phase vor Deinem geistigen Auge unterschiedliche Bilder erscheinen. Achte dabei auf alle Symbole und Zeichen, die sich Dir zu erkennen geben. An Jul senden uns die Naturgeister ihre Führung und sie helfen uns dabei, uns innerlich auf den Winter und das Frühjahr vorzubereiten.
Sobald Du Dich bereit fühlst, bitten wir Dich aufzustehen und die Räucherschale in die Hände zu nehmen. Bitte sei vorsichtig, dass Du Dir dabei nicht die Finger verbrennst! Eine Anleitung zum richtigen Räuchern findest Du hier.
Gehe dann mit der Räucherschale durch alle Räume Deines Zuhauses bzw. rund um den besonderen Ort, an dem Du Dich befindest. Dabei sprich immer wieder folgendes Wort oder wiederhole es leise in Deinem Kopf:
Duir-Dion
Das Wort bedeutet so viel wie „Schutz der Druiden“. Besonders gut ist es, wenn Du es am Anfang sehr langsam und ausgedehnt aussprichst und es mit zunehmendem Fortschritt des Rituals immer schneller wird.
Fall Du damit bereits Erfahrung hast, kannst Du sogar ein Schwindeschema verwenden:
Um 19:21 Uhr begegnen sich Jupiter und Saturn am Himmel! Der Höhepunkt des Rituals findet ab diesem Zeitpunkt statt. Bitte beginn nicht vor 19:21 Uhr damit. Falls Du mit der Räucherung schon früher fertig sein solltest, dann verweile noch ein paar Minuten in Meditation. Falls Du bei der Räucherung in den Zimmern länger brauchst, dann mach Dir keine Sorgen – der letzte Teil kann auf Deiner Seite auch nach 19:21 Uhr vollzogen werden.
Das Ritual erreicht mit dem Sprechen des Jul-Schutzzaubers seinen Höhepunkt. Kehre dafür an den Ursprungsort des Rituals zurück, also dahin, wo Deine Räucherschale zuerst gestanden ist. Fühle noch einmal tief in das Energiefeld hinein, dass wir gemeinsam aufgebaut haben. Vielleicht siehst Du dabei Bilder vom Kraftort, oder vom Ritualfeuer, das dort am Lodern ist. Falls Du einen Druidenstab hast, nimm ihn bitte in die Hand und führe ihn zum Himmel, während Du die folgenden Worte sprichst:
Geister von Jul, begleitet mich
Wesen des Lichts, beschützt diesen Ort
Mutter des Waldes, gib mir Deine Kraft
Schick mir den Schutz von Duir, Phagos und Gort
Mit dem Aussprechen der letzten Silbe wird der Schutzzauber aktiviert und seine Wirkung soll sich in allen Räumen und Orten entfalten, in denen zuvor geräuchert wurde wurde.
Um 20 Uhr wird der Druidenmeister noch einen Jul-Segen über uns sprechen, der uns Kraft und Energie für den restlichen Winter geben soll. Bitte halte Deinen Geist auch dafür empfangsbereit!
Danach endet das gemeinsame Jul-Ritual. Der Planetentanz und die Kraft der Wintersonnenwende wird noch die ganze Nacht hervorragende Bedingungen für andere Rituale und Zauber bieten. Auch für eine Inkarnationsforschung ist die Nacht von Jul ein sehr guter Zeitpunkt, der tiefe Erkenntnisse verspricht.
Wir vom Keltus Druidenzirkel freuen uns auf das gemeinsame Ritual und wünschen Dir viel Erfolg bei der Vorbereitung! ❤️
Diese Geschichte beruht auf einer alten Überlieferung und wurde von einem Druiden niedergeschrieben.
Im Land Erinn, das im westlichen Meer liegt, lebte einst ein berühmter Krieger und mächtiger Fürst mit Namen Sualtam, der ließ eines Tages einen Baum fällen, um sich aus dem Holz eine Harfe machen zu lassen. Als aber seine Knechte den Baum abschlugen, so fuhr eine Fee aus ihm heraus, die in ihm gewohnt hatte, wurde zornig und verfluchte alles, was aus dem Holz dieses Baumes gemacht werden würde, und der Fluch sollte solange andauern, bis einer käme, der das wahre Wesen des Holzes erkannte.
Der Harfenbauer Connor wurde beauftragt, ein Instrument aus dem Holz des heiligen Baumes zu machen. Er setzte sich ans Werk, und unter seinen geschickten Händen entstand eine so schöne Clarsach, wie sie in Erinn noch nie gesehen worden war. Connor bespannte die Harfe mit Saiten aus Messing und nahm sie zwischen die Knie, um ihren Klang zu prüfen. Als aber die ersten Töne erklangen, da waren sie so herzzerreißend und traurig, dass Conner die Tränen übers Gesicht liefen, und er konnte ein Jahr lang nicht mit dem Weinen aufhören. Aus diesen Tränen entstand der Fluss Boyne, und als der Fluss geboren war, blieb das Herz des Connor stehen, und er starb.
Als die Knechte des Sualtam kamen, um die Clarsachabzuholen, fanden sie den Toten und begruben ihn. Sie nahmen die Harfe und brachten sie an den Fürstenhof, wo alle die Schönheit und das Ebenmaß des Instrumentes bewunderten, und Sualtam rief die besten Harfner des Landes zu sich, auf dass sie ihm ihre schönste Musik spielten. Sie versuchten es alle, aber keinem gelang es, auch nur ein einziges Lied erklingen zu lassen. Keine Saite gehorchte den Fingern der Spieler, und die Melodien, die sie zu spielen versuchten, wurden verkehrt und entstellt. Schaurig heulten auch die Töne ihres Gesangs durch die Hallen der Burg, so unerträglich, dass die Ohren der Zuhörer schmerzten, und Fürst Sualtam musste dem Jammer grimmig und enttäuscht ein vorzeitiges Ende machen.
„Ist denn in meinem Reich niemand, der auf dieser Harfe spielen kann?“ rief er zornig, „Demjenigen, dem es gelingt, verspreche ich die Hand meiner Tochter und ein großes Stück meines Reiches dazu!“ Und er schickte Herolde in alle Himmelsrichtungen, um diesen Lohn zu verkünden für denjenigen, dem es gelang, die Harfe zu zähmen.
Diese Kunde hörte auch Turlough, ein junger Harfner, der in seiner Kunst noch nicht sehr weit fortgeschritten war und erst ein einziges Lied komponiert hatte, weswegen er auch nicht zum Treffen der Barden an den Fürstenhof gekommen war, jetzt aber machte er sich auf den Weg dorthin. Unterwegs rastete er unter einer Eibe, in der die Fee Scathach, die Schattenhafte, wohnte und so zu ihm sprach: „Gegrüßt seist Du, großer Turlough! Dir steht eine glänzende Zukunft bevor, denn Du wirst der berühmteste Musiker dieses Landes sein und dereinst ein mächtiger Fürst werden!“
„Wie ist das möglich?“ fragte Turlough, „Ich kann doch nur ein einziges Lied singen und bin nicht von adliger Abkunft!“ Da antwortete Scathach: „Bevor Du zur Burg des Sualtam kommst, gehe zum Fluss Boyne, dort wirst Du einen Haselstrauch finden, den einst der Riese Connla gepflanzt hat. An ihm hängen die neun goldenen Nüsse der Weisheit inmitten silberner Blüten, die knacke auf und iss sie, dann wird sich alles finden!“
Turlough dankte der Schattenhaften, machte sich auf zum Fluss und fand dort auch wirklich den Haselstrauch mit den neun goldenen Nüssen, wie Scathach es ihm gesagt hatte. Er pflückte und aß sie, dann ging er weiter zum Hof des Fürsten, wo er einige Tage später ankam. Am Abend versammelten sich Sualtam und die Edlen seines Reiches in der großen Halle, wo in der Mitte die Harfe stand.
Turlough setzte sich an das Instrument und begann sein Lied. Er sang von dem grünen Land Erinn, über dem zwischen fliegenden Wolken die Sonne schien und der frische Seewind durch die Bäume wehte, er sang von den Tieren, den freundlichen Helfern der Menschen, ersang von den klaren Flüssen, Bächen und Seen, und er sang von den Feen und anderen guten und bösen Geistern, den kleinen und großen Wesenhaften und den Göttern, die in all diesen Orten wohnten, die von Magnel, der anderen Welt, durchwebt waren und belebt wurden.
Da öffneten sich Magnels Tore, und hinein in die Halle strömten die Wesen der Anderen Welt, schwebten um Turlough und sangen mit ihm das Lied der Welten, dass die Halle wie eine silberne Glocke widerscholl vom ihrem Lob der Schöpfung und der Freude am Dasein. Nie zuvor hatte man solchen Gesang und einen schöneren Harfenklang gehört.
Als Turlough geendet hatte, entstand eine große Stille. Dann erhob sich Sualtam und mit ihm alle anderen, um dem Harfner die Ehre zu erweisen. „Ich kann Dir nur meine Tochter und mein Land zum Lohn geben, aber das ist ein Nichts gegenüber Deiner überirdischen Musik!“ sagte der Fürst, „Wie war es Dir möglich, dieses Lied zu komponieren? Ich habe nie etwas Vergleichbares gehört!“
Turlough antwortete: „Herr, ich habe gar nicht erst versucht, mein Lied zu spielen, wie es die anderen Harfner gewöhnlich tun. Nicht ich habe die Harfe gespielt, sondern sie und ich waren Eins, und aus diesem Einen wurde die Musik geboren. Meine Hände waren die Hände der Harfe, und mein Gesang war ihr Gesang.“